Wie lässt sich aus den Dokumenten der Theaterpädagogik Zukunftswissen generieren? Das DATP lädt am 09.11.2023, 19:30 Uhr, ins Burgtheater Lingen zu einer besonderen Veranstaltung: Die Lecture Performance zweier Berliner Künstler und Wissenschaftler ist das Ergebnis eines vom Archiv ausgeschriebenen Forschungsauftrages.

Wir stehen auf und bevor wir noch morgens im Badezimmer angekommen sind, haben wir schon hunderte von Bewegungen getan. Bis wir aus dem Haus sind, haben wir eine Vielzahl an Handlungen vollbracht. Und wenn wir abends wieder nach Hause kommen, war unser Tag gefüllt von Begegnungen, von Aufgaben, die wir erledigt haben, von Problemen, die wir gelöst haben, von Gesprächen. Woran erinnern wir uns? Welche Gesten erinnern wir? Unser “Alltagsbewusstsein“, schreibt Gertrude Czipke, „[…] sperrt sich gegen das Erkennen größerer Zusammenhänge, von Widersprüchen und Konflikten, gegen Thematisierungen, verhindert realitätsgerechte Wahrnehmung und Handlungsfähigkeit. Über das routinisierte Handeln wird nicht kommuniziert”.

Wir gehen davon aus, dass alles was wir erfahren können, mit unserer Haut, unseren Händen, Augen, Ohren und Nasen nicht gegeben ist. Wir gehen davon aus, dass die Dinge, die für uns da sind, noch nie so gewesen sind wie sie uns gerade erscheinen. Wir gehen davon aus, dass wir aus der Geschichte lernen können, wie die Dinge, die uns ganz normal erscheinen, so geworden sind, wie sie uns heute, und nur heute, ganz normal erscheinen. Wir gehen davon aus, dass Geschichte Klassenkämpfe sind und alles was wir sehen, hören, schmecken und fassen können, Kriegsbeute. Wir sind nach Lingen gekommen um uns mit der Geste auseinanderzusetzen.

 

Die Lecture Performance ist das Ergebnis eines 2022 erstmals vom Deutschen Archiv für Theaterpädagogik unter dem Titel DATP, re-used. WIEDERVERWENDUNG HISTORISCHER MATERIALIEN AM DEUTSCHEN ARCHIV FÜR THEATERPÄDAGOGIK ausgeschriebenen und vergebenen Forschungsauftrages. Damit werden im Zuge der materialen und digitalen Transformation des Archivs auch Strukturen für die künstlerische Auseinandersetzung mit Dokumenten als Spuren theatraler Begebnisse und künstlerischer wie pädagogischer Praktiken geschaffen. Wie lässt sich aus den Dokumenten der Theaterpädagogik Zukunftswissen generieren?

Die Berliner Künstler und Wissenschaftler Jan Gehmlich und Jan-Tage Kühling haben sich beim Studium der Angewandten Theaterwissenschaften kennengelernt. Sie verbindet ein Interesse am Prozess des Geschichte-schreibens. Zusammen arbeiten sie über neue Formen von Oral Histories, Scores und einer Geschichte der kleinen Bewegungen.

Performance: Jan Gehmlich

Eine Veranstaltung des Deutschen Archivs für Theaterpädagogik (DATP)

Donnerstag, 09.11.2023, 19:30 Uhr

Burgtheater Lingen, Baccumer Str. 3, 49808 Lingen (Ems)

 

Weitere Infos und Tickets/Reservierungen: www.burgtheater-lingen.de

Für Hochschulangehörige kostenlos, für externe Besucher:innen: 6,00 €, erm. 3,00 €