DATP @Sammlung trifft Forschung VI (2025)
Am 28.11.2025 war das Archiv mit einem Workshop-Beitrag Teil des digitalen Arbeitstreffens "Sammlung trifft Forschung".

Thema der seit 2020 jährlich stattfindenden Tagung, die Wissenschaftler*innen, Mitarbeitende aus der Sammlungsarbeit und künstlerisch Tätige vernetzt, war in diesem Jahr "Oral History – Erfahrungswissen zu Theater und Tanz sammeln, bewahren und zugänglich machen". Der Workshop "Interviews als Arbeitsmethode: Probendokumentation und Audiologien" beleuchtete anhand zweier praktischer Beispiele am DATP sowie an der Akademie der Künste (AdK), Berlin verschiedene Aspekte von Interviews im Kontext Archiv. Prof. Dr. Andreas Wolfsteiner und Katharina Kolar (Wiss. Leitung und wiss. Mitarbeit DATP) stellten zusammen mit Dr. Mimmi Woisnitza (Institut für Philosophie und Kunstwissenschaft, Universität Lüneburg) sowie Vorlasserin Dr. Christel Hoffmann (Berlin) in ihrem Input unterschiedliche Perspektiven auf eine besondere Wiederentdeckung im DATP 2024 vor: Dort befinden sich Tonaufnahmen von Gesprächen, die die Theaterwissenschaftlerin und Dramaturgin Christel Hoffmann Anfang der 1970er Jahre mit der Pionierin des sowjetischen Kindertheaters Asja Lācis führte. Herausgestellt wurden auf Basis der Beispiele aus Lingen und Berlin zum einen Herausforderungen für beide Institutionen, die Sicherung und Digitalisierung bzw. auch die Wiederherstellung der Nutzbarkeit vorhandener audiovisueller Materialien betreffend, zum anderen rückten die Rechteklärung sowie die inhaltliche Zweckgebundenheit der aufgezeichneten Gespräche in den Mittelpunkt. Nicht zuletzt wurde mit den rund 50 Teilnehmenden das besondere und teilweise ambivalente Verhältnis zwischen Interviewenden und Interviewer*in als wesentliche Bedingung und Problematik diskutiert.
Veranstaltet wird "Sammlung trifft Forschung" von der AG Archiv der Gesellschaft für Theaterwissenschaft (gtw) und dem Bundesverband Theatersammlungen im deutschsprachigen Raum (TheSiD). Für die diesjährige sechste Ausgabe zeichnete der Fachinformationsdienst Darstellende Kunst an der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main verantwortlich.
DATP @Ständige Konferenz Spiel und Theater 2025
Am 10.10.2025 war das Archiv bei der diesjährigen Ständigen Konferenz Spiel und Theater 2025 in Hannover zu Gast.

Prof. Dr. Andreas Wolfsteiner (Wiss. Leitung DATP) stellte in seinem Vortrag "Live Art Data – Zu aktuellen und künftigen Nutzungsmöglichkeiten von Digitalisaten historischer Materialien am Deutschen Archiv für Theaterpädagogik" jene experimentellen Möglichkeiten vor, die Digitalisate von Archivmaterialien bieten und wie sie seit einiger Zeit am DATP erprobt werden - etwa als Ausgangspunkt für performative Rekonstruktionen. Der Konferenz-Beitrag zielte darauf, aktuelle Anwendungsoptionen sowie die Konsequenzen der Digitalisierung für die Theaterpädagogik zu reflektieren und unkonventionelle Ansätze der digitalen Theaterarchivierung zu diskutieren. In der dialogischen Auseinandersetzung konnten Impulse gegeben werden, mit denen die Grenzen zwischen Archiv, Bühne und theaterpädagogischer Praxis schärfer konturiert und gegebenenfalls dekonstruiert werden können.
Ausstellung in der Hochschulbibliothek
"It´s Showtime!" hieß es im Februar 2025 für einige Archivmaterialien des DATP. Sie waren Teil der Anfang Februar eröffneten Medienausstellung zum Thema "Bühnenkunst" der Hochschulbibliothek am Campus Lingen.

Als Exponate ausgewählt wurden dafür Beispiele für Theaterarbeit abseits klassischer Theaterbühnen, wie sie gerade auch seit den 1960er Jahren in Westdeutschland, in Ablehnung zum bürgerlichen Theater im öffentlichen Raum, in Kirchen oder an Fachhoch-/Schulen praktiziert wurde.

Dazu zählen neben dem "DaGol - Theater der Stille" von Maskenbauer und -spieler Uwe Krieger, die Theaterprojekte des Theatermachers Willy Praml, die er im Kontext von Dorfkulturarbeit in mehreren Dörfern Hessens realisierte. Aber auch das Laienspiel im kirchlichen Kontext ist vertreten und stellt zugleich ein interessantes Fundstück im Archiv dar: Wie sich bei Zuordnungsversuchen einer losen Fotosammlung herausstellte, handelt es sich um Fotos der Generalprobe der "Zeller Wiehnacht" aus dem Jahr 1960, die inzwischen in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurde und heute als internationaler "Hit" bezeichnet werden kann. Darüber hinaus waren die "Szenische Improvisation" und "Szenisches Spiel", wie sie u.a. von Ingo Scheller und Wilfried Noetzel in den 1970er Jahren im Schul-Kontext entwickelt und für die Theaterpädagogik prägend wurden mit Fotos und Konzepten zu sehen.
Die Medienausstellung "Bühnenkunst" am Standort Lingen war im Zeitraum 01.02.-06.03.2025 zu sehen und konnte während der regulären Öffnungszeiten der Hochschulbibliothek (Mo bis Fr 08:00-20:00 Uhr, Sa 10:00-14:00 Uhr) besucht werden.
Drei neue Sammlungsübernahmen
Es gibt einige Neuzugänge im DATP!
Aktuell bahnen wir die Übernahme von drei weiteren Sammlungen per Schenkung an. Zwei davon sind mit "Gründungsvätern" des Instituts für Theaterpädagogik verbunden: Material konnte bereits im letzten Jahr von Prof. em. Dr. Bernd Ruping ins DATP übernommen werden. Er war Gründungsmitglied, Professor für Darstellende Kommunikation und Theaterpädagogik und langjähriger Studiendekan des Instituts für Theaterpädagogik. Nun folgte die Sammlung Norbert Radermacher, der u.a. den Theaterpädagogischen Modellversuch (TPM) initiierte, aus dem später das Theaterpädagogische Zentrum (TPZ) Lingen hervorging, das er viele Jahrzehnte leitete. Dort kreuzten sich auch die beruflichen Pfade der beiden Wegbereiter für den Studiengang Theaterpädagogik an der Hochschule Osnabrück. Als Drittes wird derzeit die Übernahme der Sammlung des Theater Sycorax und madness & arts worldfestival II zum Schwerpunkt Integratives Theater mit Menschen mit Grenzerfahrungen angebahnt. Damit wird der Bereich Theater mit Zielgruppen erweitert.
Die neu übernommenen Materialien werden aktuell gesichtet, in Folge verpackt und zunächst grobverzeichnet, damit sie für die Nutzer:innen im Online-Findbuch schnellstmöglich recherchierbar und so nutzbar werden.
Das DATP erweitert seit seinem Bestehen kontinuierlich seinen Bestand. Bereits im letzten Jahr konnten sowohl die Programmheftsammlung als auch der Sammlungsschwerpunkt zum Arbeitertheater in der DDR mit Materialien von Katrin Freese sowie einer Erweiterung der Sammlung von Bärbel Schrader ergänzt werden. Weitere Übernahmen sind in Planung.
"Wörter oder Haut" - Lecture Performance
Wie lässt sich aus den Dokumenten der Theaterpädagogik Zukunftswissen generieren? Das DATP lädt am 09.11.2023, 19:30 Uhr, ins Burgtheater Lingen zu einer besonderen Veranstaltung: Die Lecture Performance zweier Berliner Künstler und Wissenschaftler ist das Ergebnis eines vom Archiv ausgeschriebenen Forschungsauftrages.
Wir stehen auf und bevor wir noch morgens im Badezimmer angekommen sind, haben wir schon hunderte von Bewegungen getan. Bis wir aus dem Haus sind, haben wir eine Vielzahl an Handlungen vollbracht. Und wenn wir abends wieder nach Hause kommen, war unser Tag gefüllt von Begegnungen, von Aufgaben, die wir erledigt haben, von Problemen, die wir gelöst haben, von Gesprächen. Woran erinnern wir uns? Welche Gesten erinnern wir? Unser “Alltagsbewusstsein“, schreibt Gertrude Czipke, „[...] sperrt sich gegen das Erkennen größerer Zusammenhänge, von Widersprüchen und Konflikten, gegen Thematisierungen, verhindert realitätsgerechte Wahrnehmung und Handlungsfähigkeit. Über das routinisierte Handeln wird nicht kommuniziert”.
Wir gehen davon aus, dass alles was wir erfahren können, mit unserer Haut, unseren Händen, Augen, Ohren und Nasen nicht gegeben ist. Wir gehen davon aus, dass die Dinge, die für uns da sind, noch nie so gewesen sind wie sie uns gerade erscheinen. Wir gehen davon aus, dass wir aus der Geschichte lernen können, wie die Dinge, die uns ganz normal erscheinen, so geworden sind, wie sie uns heute, und nur heute, ganz normal erscheinen. Wir gehen davon aus, dass Geschichte Klassenkämpfe sind und alles was wir sehen, hören, schmecken und fassen können, Kriegsbeute. Wir sind nach Lingen gekommen um uns mit der Geste auseinanderzusetzen.
Die Lecture Performance ist das Ergebnis eines 2022 erstmals vom Deutschen Archiv für Theaterpädagogik unter dem Titel DATP, re-used. WIEDERVERWENDUNG HISTORISCHER MATERIALIEN AM DEUTSCHEN ARCHIV FÜR THEATERPÄDAGOGIK ausgeschriebenen und vergebenen Forschungsauftrages. Damit werden im Zuge der materialen und digitalen Transformation des Archivs auch Strukturen für die künstlerische Auseinandersetzung mit Dokumenten als Spuren theatraler Begebnisse und künstlerischer wie pädagogischer Praktiken geschaffen. Wie lässt sich aus den Dokumenten der Theaterpädagogik Zukunftswissen generieren?
Die Berliner Künstler und Wissenschaftler Jan Gehmlich und Jan-Tage Kühling haben sich beim Studium der Angewandten Theaterwissenschaften kennengelernt. Sie verbindet ein Interesse am Prozess des Geschichte-schreibens. Zusammen arbeiten sie über neue Formen von Oral Histories, Scores und einer Geschichte der kleinen Bewegungen.
Performance: Jan Gehmlich
Eine Veranstaltung des Deutschen Archivs für Theaterpädagogik (DATP)
Donnerstag, 09.11.2023, 19:30 Uhr
Burgtheater Lingen, Baccumer Str. 3, 49808 Lingen (Ems)
Weitere Infos und Tickets/Reservierungen: www.burgtheater-lingen.de
Für Hochschulangehörige kostenlos, für externe Besucher:innen: 6,00 €, erm. 3,00 €
Maskensammlung digitalisiert
Im Zuge der Digitalisierung des Bestandes konnte nach dem Schriftgut der Sammlung Uwe Krieger nun auch die der Sammlung zugehörige Maskensammlung digitalisiert werden. Nach diesem ersten Schritt im 2D-Verfahren sind weitere Versuche mit 3D-Scannern in Planung.
Zur Maskensammlung - Sammlung Uwe Krieger (1937-2015)
Nach einer Zusammenarbeit mit dem amerikanischen "Bread and Puppet Theatre" im Jahre 1969 gründete Uwe Krieger unter dem Titel "Dagol - Masken, Rituale, Stille" sein eigenes Straßentheater. Bis 1985 spielte das Theater auf öffentlichen Plätzen, aber nur selten auf einer Bühne. Die Abläufe der Inszenierungen sind in zahlreichen handschriftlichen Aufzeichnungen in Skizzenbüchern festgehalten, ebenso deren Überarbeitungen. Zudem finden sich darin teilweise Anmerkungen zu Auftritten bei Festivals im In- und Ausland (Grossbritannien, Schweden, Italien, USA, Hamburg, Frankfurt etc.), Reaktionen des Publikums und Kritiken.
Neben eigenen künstlerischen Arbeiten entwarf und baute Uwe Krieger Masken für eine Vielzahl von Inszenierungen im deutschsprachigen Raum. Zudem leitete er Werkstätten zum Maskenbau für verschiedene Institutionen, darunter der Studiengang Theaterpädagogik an der Hochschule der Künste Berlin (HdK, heute Universität der Künste). Die Workshops sind neben Konzeptionen mit Fotos und Materialien dokumentiert. Zum Findbuch der Sammlung Krieger (DATP-6) gelangen Sie hier.
Die Maskensammlung umfasst insgesamt über 100 Objekte - darunter Gips-, Tonköpfe und -abdrücke, Masken aus Pappmaché, Gips und Plastik, Köpfe für Großfiguren sowie Maskenteile.









